Schwangerschaft
Die Schwangerschaft führt im weiblichen Körper zu vielfältigen Veränderungen, die sich vor allem auf hormoneller Ebene auswirken. In der Hauptsache lagert sich im Bindegewebe vermehrt Flüssigkeit ab, was zu einer Erweichung des Gewebes insgesamt führt und speziell am Kapsel-Bandapparat der Gelenke einwirkt. Häufige Folgen sind Kreuzschmerzen mit Ichialgien und Gefügelockerungen an den Beckengelenken (Ilio-Sakralgelenke) sowie des Schambeins (Symphyse), was ebenfalls ins Bein ausstrahlende Schmerzen verursachen kann.
In der Osteopathie wird in der frühen Schwangerschaft ausschließlich mit sanften Faszientechniken gearbeitet. Die Korrektur des Beckens geschieht in der Hauptsache mit Lagerungstechniken sowie durch die von der Schwangeren selbst durchführte mobilisierende Bewegungen, wie man sie aus dem Yoga,
Pilates oder auch Feldenkrais kennt. Eine Beeinträchtigung des Verlaufs der Schwangerschaft ist somit nicht zu befürchten und eine korrekte Beckenposition gibt später im Kreissaal dem Kreuzbein genügend Bewegungsspielraum um dem Durchtreten des kindlichen Kopfes keinen unnötigen Widerstand entgegen zu setzen. Durch eine schlechte Beckenstatik bedingte Geburtskomplikationen sind so vermeidbar.
Im gesamten Wirbelsäulenbereich sind Spannungsfelder mitcosteopathischen Techniken bis in die späte Schwangerschaft ausgezeichnet zu behandeln. Stehen Diagnosen im Raum (Diabetes, HELLP Syndrom,o.ä.) wird sich der Osteopath natürlich mit dem betreuenden Gynäkologen abstimmen.
Die osteopathische Begleitung der Schwangerschaft macht absolut Sinn, und in Studien konnte eine Reduzierung der Geburtsdauer bei gleichzeitig besserem Outcome (Nabelschnur pH) für die Neugeborenen festgestellt werden. in der Regel genügt eine Behandlung pro Trimenon.
Zur Begleitung der Schwangerschaft und insbesondere zur Unterstützung der werdenden Mutter gibt es eine Vielzahl von Angeboten die eine natürliche Geburt im Visier haben und die Entbindung als natürlichen Prozess ansehen. Hierzu geben die Hebamme in der Geburtsvorbereitung und der begleitende Gynäkologe entsprechende Empfehlungen weiter. Im Zweifelsfalle einfach der Mundpropaganda folgen und die verschiedenen Angeboteanschauen. Regionale Informationen unter minimap.org.
Die finale Beckenkorrektur zur Vorbereitung der Geburt sollte idealerweise in der 38.sten SSW erfolgen.
Geburt
Die Wahl der Gebärposition ist stark von den Gepflogenheiten, um nicht zu sagen von den Gewohnheiten und Vorlieben des Entbindungsortes abhängig. Sofern keine medizinischen Vorbehalte zu berücksichtigen sind, sind die Wanne, der Hocker, die Sprossenwand oder der Vierfüßlerstand dem Kreißbett und der Rückenlage aus nachvollziehbaren Gründen vorzuziehen.
Ob und wann eine Periduralanästhesie (PDA) gelegt wird hat auf den Geburtsverlauf erheblichen Einfluss und sollte eine bewusste Entscheidung der werdenden Mutter sein. Zum Legen der Periduralanästhesie wird die Haut am Rücken lokal betäubt. Dann wird eine Hohlnadel zwischen die Wirbel bis zum Periduralraum geschoben. Durch die Nadel wird der Periduralkatheter gelegt, welcher dort verbleibt, nachdem die Nadel wieder entfernt wurde. Das Ganze wird am Rücken mit einem Pflaster fixiert. Dann kann über den Katheter ein Medikament, meist ein Gemisch von Opiat und lokalem Betäubungsmittel, gespritzt werden. Die einsetzende Schmerzlinderung lässt meist die Wehentätigkeit schwächer werden
und zwingt leider allzu oft zum Anlegen eines Wehentropfes. Das Verlängern der Geburt ruft bei dem Kind Stress mit allen bekannten Begleitsymptomen hervor, und das Beenden der Geburt per sekundärer Sektio muss so öfter als es wünschenswert wäre erfolgen.
Als Resümee lässt sich sagen: PDA so spät wie möglich, wenn überhaupt.
Abnabeln? Ja, aber wann?
Zunehmend gehen Geburtshelfer dankenswerterweise dazu über, die Nabelschnur erst zu trennen nachdem diese auspulsiert hat und der kindliche Kreislauf genügend plazentares Blut aufnehmen konnte um sich zu stabilisieren und für eine gute Belüftung der Lunge zu sorgen. Dies ist ganz besonders wichtig bei Kaiserschnittentbindung. Die Plazenta ist ein kindliches und kein mütterliches Organ und das Reservoir für etwa 30% der kindlichen Blutmenge. Hier erhält das Neugeborene seine erste Bluttransfusion. Ganz nebenbei löst sich die Plazenta auch leichter von der Gebärmutterwand, wenn sie sozusagen ausbluten konnte.