Der Patient kennt sein Problem – Das Verstehen der Körpersprache
Ein manualtherapeutischer Ansatz zur Befunderhebung und Therapie
nach dem amerikanischen Arzt Dr. Stephen Typaldos Osteopath D.O.
Symptomorientiert eignet sich das FDM zur Behandlung akuter Verletzungsfolgen sowie chronischer Schmerzzustände an Wirbelsäule, Becken, Kiefergelenk und Extremitäten. Funktion und Struktur stehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Durchgemachte Erkrankungen, Unfälle und Verletzungen hinterlassen ihre Spuren innerhalb des Körpers und belasten seine Kompensationsfähigkeit. Aktuelle Beschwerden haben ihre Geschichte. Oft eine Jahrzehnte lange. Lassen Sie uns daran arbeiten
Jeden Tag versuchen unzählige Patienten Ihre Beschwerden Ärzten und Therapeuten zu zeigen und zu erklären. Bisher scheiterten ihre Versuche daran, dass sie von ihrem Gegenüber nicht verstanden wurden. Obwohl sich Schmerzen nicht radiologisch darstellen lassen, verlangen Leitlinien häufig trotzdem Röntgen, CT oder MRT als differenzialdiagnostisches Mittel, was aber im Grunde nur nach einem Trauma Sinn macht, Physiotherapeuten arbeiteten zwar oft an der richtigen Stelle, aber leider häufig mit den falschen Techniken. Massage und Wärmebehandlung führt eher zur Chronifizierung als zur Linderung und Dehnübungen werden nach kurzer Zeit frustriert wieder aufgegeben. Dies hat nun im so genannten FDM ein Ende gefunden. Durch das Zusammenfügen von Körpersprache und der verbalen Schmerzbeschreibung des Patienten ist der FDM-Therapeut in der Lage, eine dem Modell entsprechende Diagnose zu stellen.
Der Entdecker und Entwickler des Modells war Stephen Typaldos, ein amerikanischer Notfallmedizinier und Osteopath. Ihm fiel auf, dass seine Patienten immer wieder die gleiche Körpersprache benutzten. Daraufhin entwickelte er das FDM, in dem die Klinik und die Körpersprache des Patienten zu einer Diagnose zusammengefasst werden und eine daraufhin gezielte Therapie zur Folge hat.
Fasziale Behandlungen gewinnen in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung. Von der Forschung bisher vernachlässigt, von Anatomen schlicht entfernt, spielten Faszien eher eine Nebenrolle in der Medizin. Lediglich das Rolfing und der Begründer des osteopathischen Modells, Dr. Taylor Still waren sich seit jeher der elementaren Bedeutung dieses bindegewebigen Netzwerkes bewusst. In der Medizingeschichte sind auch von anderen Personen z.B. Elisabeth Dicke, die Begründerin der Bindegewebsmassage, und von Pfarrer Kneipp eindeutige Hinweise auf die Bedeutung des Fasziensystems überliefert. Durch die Forschungen von Dr. Schleip an der Universität Ulm stehen Therapeuten nun vor einer Revolution im Verständnis und der Behandlung von Schmerzen am Bewegungssystem.
Fasziales Gewebe finden wir in allen Teilen unseres Körpers. Selbst jede einzelne Zelle wird von einer Faszie umhüllt. Würde es uns gelingen, den Inhalt der faszialen Umhüllungen zu entfernen, so würde trotzdem eine exakte Hülle des Menschen bestehen bleiben.
Dr. Robert Schleip und sein Team haben nachgewiesen, dass Faszien kontraktile Elemente enthalten, sog. Myofibroblasten. Dies führt bei andauerndem Stress über das autonome Nervensystem zu einer Erhöhung des faszialen Tonus, welchen wir dann als Spannung und Steifigkeit spüren.
Im Grunde muss man Faszien zu den Sinnesorganen zählen. Sie enthalten mehr Nervenfasern als beispielsweise unsere Haut. Daher führt eine Störung in der Faszie auch zu zum Teil sehr starken Schmerzen.
Über fasziale Ketten werden Spannungen im ganzen Körper verteilt. Physiologisch dient dies dazu, auftretende Kräfte durch Verteilung auszugleichen. Pathologisch kommt es durch Restriktionen an einer Stelle zu einer Fehlspannung an einem möglicherweise weit entfernten Körperteil.
Faszien unterstützen die Muskulatur bei ihrer Kontraktion. Sie halten den Muskel in seiner Form und bieten ihm ein Widerlager zum Kraftaufbau. Durch Vordehnung speichert die Faszie Energie, welche bei Bewegung dann zusammen mit der Muskelkontraktion frei gegeben wird und damit ein wesentlicher Faktor der Kraftentwicklung ist.
Das FDM kennt sechs Distorsionen, die sich über die Körpersprache des Patienten differenzieren lassen. Eine dieser Störungen, das sog. Triggerband, sei hier beispielhaft erläutert. Bei einem Trauma kommt es zu einer Verdrehung bzw. Aufspaltung der Faszienschicht, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkung führt. Faszien sind im Körper immer so ausgerichtet, dass sie die auftretenden Kräfte entsprechend ableiten bzw. ausgleichen können. Tritt nun eine Kraft auf, die nicht in dieser Richtung, sondern entsprechend quer zum Faserverlauf auftritt, kann es zu einer Aufspaltung der Faszie kommen. Die Patienten berichten über einen ziehenden, brennenden Schmerz, welchen sie mit mehreren Fingern entlang einer Linie zeigen. In der Klinik finden wir eine Bewegungseinschränkung durch die Verkürzung des Triggerbandes, einen Kraftverlust sowie eine Verminderung von Stabilität und Koordination. Die darauf folgende Therapie ist das Entdrehen der entstandenen Verdrehung bzw. das Aneinanderfügen der getrennten Faszien. Dies geschieht mit Hilfe des Therapeuten-Daumen, der dem vom Patienten gezeigten Verlauf mit viel Druck und Genauigkeit folgt und die Störung beseitigt. Nach dem Verschließen ist die Faszie so gut wie vor dem Trauma.
Durch das FDM bekommt der Begriff Chronischer Schmerzpatient auch eine völlig neue Bedeutung. Bisher galten diese Patienten als unheilbar. Das FDM sieht chronifizierte Schmerzen von einem anderen Standpunkt. Bei chronischen Schmerzen kommt es zu einer Verklebung der Aufspaltung des Triggerbandes mittels Crosslinks. Aufgrund meist übertriebener Ruhigstellung und Schonung entstehen hierbei aber nicht nur physiologische Crosslinks, sondern es werden Strukturen miteinander verbunden, welche nicht zusammen gehören. Dies führt zu noch mehr Schmerzen und einer noch größeren Bewegungseinschränkung. Durch eine gezielte Behandlung mittels Triggerbandtechnik werden zuerst die Adhäsionen gelöst, was zu Hämatomen und zu einer Schmerzzunahme führen kann die nach einigen Tagen abklingt. Arnika und Eis beschleunigen den Heilungsprozess. Nach der Behandlung wird der Patient aufgefordert sich zu bewegen und keinesfalls in die Schonhaltung zurück zukehren.
Modelle dienen dazu die komplizierte Wirklichkeit auf überschaubare Größen zu reduzieren um sie handhabbar zu machen. Im Bereich der Rehabilitationsmedizin sind durch die bahnbrechenden Erkenntnisse der Ulmer Forscher viele Modelle nicht mehr haltbar. So kann beispielsweise die Theorie, dass Muskeln verkürzen, nicht mehr gehalten werden, da eine seit mehr als 2 Jahren steife Schulter innerhalb einer Behandlung ihr volles Bewegungsausmaß wieder erreichen kann wenn man die Faszie und nicht die Muskeln behandelt.
Nach dem Erlernen und Verstehen des Modells ist der Therapeut in der Lage, seine bisher erlernten Therapiemethoden gezielter einzusetzen. Vor allem aber gelingt es uns jetzt, den Patienten mit seiner Beschreibung und Körpersprache zu verstehen.
Das FDM gehört zu den robusteren Therapieoptionen da es für den Patienten schmerzhaft und für den Therapeuten sehr anstrengend ist, aber der Versuch ist es wert.